Suchfunktion
Günther Jauch obsiegt erneut mit Gegendarstellungsanspruch auf Titelseite
Datum: 10.09.2015
Kurzbeschreibung:
Günther Jauch hat Anspruch auf die Veröffentlichung einer Gegendarstellung auf der Titelseite einer Wochenzeitschrift. Der unter anderem für Presserecht zuständige 6. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Karlsruhe bestätigte am 9.9.2015 eine Entscheidung des Landgerichts Baden-Baden wonach der Verlag die Gegendarstellung „Ich habe im Zusammenhang mit meiner Ehe nichts gestanden“ in entsprechender Schriftgröße auf der Titelseite abdrucken muss. Damit obsiegt Jauch zum wiederholten Male in presserechtlichen Verfahren auch vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe.
Die beklagte Wochenzeitschrift veröffentlichte am 11.4.2015 auf dem Titelblatt neben einem Bild des Moderators und seiner Ehefrau die Schlagzeile „Günther Jauch Schock-Geständnis Steckt seine Ehe in der Krise?“. Nach Auffassung des Senats enthält diese Schlagzeile die Tatsachenbehauptung Günther Jauch habe im Hinblick auf seine Ehe etwas gestanden. Dementsprechend habe der klagende Fernsehmoderator Anspruch auf die verlangte Gegendarstellung „Ich habe im Zusammenhang mit meiner Ehe nichts gestanden“.
Der Inhalt der Gegendarstellung sei auch nicht deshalb offenbar unrichtig, weil der Moderator im Rahmen einer Fernsehsendung gegenüber einem Kandidaten auf dessen Äußerung zu dessen Ehe hin gesagt hatte, dass er dann noch einmal heiraten würde, wenn es in der Ehe „bröckele“, denn damit habe sich der Moderator nicht über den Zustand seiner eigenen Ehe geäußert. Da darüber hinaus die vom Landgericht zugesprochene Gegendarstellung auf der Titelseite in ihrem Umfang auch nicht unangemessen sei, hat der Senat die Berufung des beklagten Verlages zurückgewiesen.
Oberlandesgericht Karlsruhe Urteil vom 9.9.2015 Az.: 6 U 110/15
§ 11 Pressegesetz Baden-Württemberg lautet:
Gegendarstellungsanspruch
(1) Der verantwortliche Redakteur und der Verleger eines
periodischen Druckwerks sind verpflichtet, eine Gegendarstellung
der Person oder Stelle zum Abdruck zu bringen, die durch eine in
dem Druckwerk aufgestellte Tatsachenbehauptung betroffen ist. Die
Verpflichtung erstreckt sich auf alle Nebenausgaben des Druckwerks,
in denen die Tatsachenbehauptung erschienen ist.
(2) Die Pflicht zum Abdruck einer Gegendarstellung besteht nicht,
wenn die betroffene Person oder Stelle kein berechtigtes Interesse
an der Veröffentlichung hat, wenn die Gegendarstellung ihrem
Umfang nach nicht angemessen ist oder bei Anzeigen, die
ausschließlich dem geschäftlichen Verkehr dienen.
Überschreitet die Gegendarstellung nicht den Umfang des
beanstandeten Textes, so gilt sie als angemessen. Die
Gegendarstellung muss sich auf tatsächliche Angaben
beschränken und darf keinen strafbaren Inhalt haben. Sie
bedarf der Schriftform und muss von dem Betroffenen oder seinem
gesetzlichen Vertreter unterzeichnet sein. Der Betroffene oder sein
Vertreter kann den Abdruck nur verlangen, wenn die Gegendarstellung
dem verantwortlichen Redakteur oder dem Verleger unverzüglich,
spätestens innerhalb von drei Monaten nach der
Veröffentlichung, zugeht.
(3) Die Gegendarstellung muss in der nach Empfang der Einsendung
nächstfolgenden, für den Druck nicht abgeschlossenen
Nummer in dem gleichen Teil des Druckwerks und mit gleicher Schrift
wie der beanstandete Text ohne Einschaltungen und Weglassungen
abgedruckt werden; sie darf nicht in der Form eines Leserbriefs
erscheinen. Der Abdruck ist kostenfrei. Wer sich zu der
Gegendarstellung in derselben Nummer äußert, muss sich
auf tatsächliche Angaben beschränken.
(4) Für die Durchsetzung des Gegendarstellungsanspruchs ist
der ordentliche Rechtsweg gegeben. Auf Antrag des Betroffenen kann
das Gericht anordnen, dass der verantwortliche Redakteur und der
Verleger in der Form des Absatzes 3 eine Gegendarstellung
veröffentlichen. Auf dieses Verfahren sind die Vorschriften
der Zivilprozessordnung über das Verfahren auf Erlass einer
einstweiligen Verfügung entsprechend anzuwenden. Eine
Gefährdung des Anspruchs braucht nicht glaubhaft gemacht zu
werden. Ein Hauptverfahren findet nicht statt.
(5) …